Religiosität
Die Abschaffung Gottes ist eine Dummheit, oder einfach langweilig und irgendwie unbedeutend. Damit ist nichts erreicht, denn die wirkliche Fragestellung hat mit etwas anderem zu tun. Immer geht es um die Frage nach dem Sinn des Lebens und immer sucht man, dem Ganzen eine Bedeutung zu geben.
Warum sollte man uralten Manuskripten und Texten mehr Glauben geben als gegenwärtigen. Warum sollte man sich an das schon Geschriebene so festhalten, und dabei das noch nicht Geschriebene vernachlässigen? Wer sich auch nur oberflächlich und einigermaßen mit den
„Gott“ ist einfach das viel Größere. Das, was wir nicht und nie erfassen können, weil wir nur ein kleiner Teil innerhalb dieser Riesenmaschinerie sind und sein können. Natürlich befassen wir uns mit „Gott“, weil wir ja gar nicht anders können. Im Angesicht dieser unbegreiflichen und wunderbarsten Tatsachen unserer Existenz können wir der Frage gar nicht entkommen, was das alles soll und wie wir daraus Sinn machen können.
Die Frage ist jedoch diese: Warum sind diese uralten Überlieferungen von Versuchen, aus dem Ganzen Sinn zu machen so bevorzugt? Warum sollen sie „heiliger“ sein als all das, was wir uns heute ausdenken können? Vor allem: Warum sollen wir uns, innerhalb der monotheistischen Kulturen immer noch mit diesen atavistisch-primitiven Bildern von „Gott“ herumschlagen und uns von ihnen das Fürchten beibringen lassen. Warum sollte es nicht möglich sein, uns ohne Bedrohung und Einschüchterung mit den Tatsachen unserer Existenz auseinandersetzen können. Warum auch sollten wir diesen „alten“ Gott nicht wirklich als Projektion unserer eigenen Imaginationen entlarven dürfen, was viele ja schon getan haben und unter ihnen vor allem Freud.
Ein anderes Bild von Gott würde auftauchen, das nicht weniger respektvoll und bewundernd und dankbar sein würde. Ein Bild von Gott würde auftauchen, in dem wir anerkennen können, daß wir mit etwas konfrontiert sind, was unser Vorstellungsvermögen total übersteigt.